Mein erstes Doulababy

Geburtsbericht einer Doula

Einen Tag nach dem errechneten Geburtstermin ruft mich die Polin Anna, die ich über den Verein Maia kennen gelernt habe, an und informiert mich darüber, dass sie nun Wehen hat. Nachdem ich zu ihr gefahren bin, machen wir uns gemeinsam mit ihrer Mutter auf den Weg ins Krankenhaus und kommen dort um etwa 21:45 Uhr an.

Das CTG zeigt zwar keine (!) Wehen an, aber der Muttermund ist  bereits zwei Zentimeter offen und sowohl weich, als auch dünnsäumig.

Wir gehen also im Park spazieren, wobei Anna sogar Kniebeugen macht, weil sie gehört hat, dass das die Geburt beschleunigt! Ich versuche Anna zu bestärken, wir scherzen ein wenig herum und veratmen die Wehen gemeinsam.

Als wir wieder in den Kreißsaal zurückkommen und  ins Kreißzimmer gehen wollen, verweigert die Hebamme Annas Mama und mir den Zutritt. Nur eine Begleitperson darf mit!

Nachdem natürlich keine von uns nach Hause gehen will und auch ein Gespräch mit der Hebamme nichts bringt, erinnere ich mich an Debras Worte und bleibe unauffällig, aber mit einem Lächeln im Gesicht im Kreißsaal sitzen. Die Hebamme versucht mich zu ignorieren, wegschicken tut sie mich aber nicht!

Um ca. 00:15 Uhr stellt die Hebamme mit Erstaunen fest, dass der Muttermund bereits 7cm offen ist. Anna geht weiter den Gang auf und ab, während ich ihren Rücken massiere. Das Gehen fällt ihr aber zunehmend schwerer und so schlage ich ihr vor, sich mit den Armen abzustützen und mit dem Becken zu kreisen. Das macht sie wirklich sehr kraftvoll, bis um kurz darauf die Blase springt. Der Muttermund ist nun 9cm+ eröffnet!

Es ist deutlich spürbar, dass nun jede Wehe mehr Kraft kostet. Aber schon bald kann Anna bei den Wehen versuchen mit zu schieben. In den Wehenpausen kühle ich ihre Stirn. Wenn die Hebamme Kommandos gibt, helfe ich Anna dabei, diese zu verstehen und umzusetzen. Ich motiviere sie, jede Wehe bestmöglich auszunützen, sage ihr aufmunternde und bestärkende Worte ins Ohr und unterstütze sie beim Atmen.

Nachdem das Köpfchen geboren wurde, schiebt Anna das Baby bei der nächste Wehe komplett heraus. Um 02:09 Uhr landet ihre süße Tochter mit einem Gewicht von 4 158 g und einer Größe von 54 cm zwischen ihren Beinen und wird gleich von der Hebamme abgesaugt, in ein Tuch gewickelt und auf Annas Bauch gelegt. Anna scheint irgendwie überrascht zu sein, dass sie ihr Baby nun endlich in den Armen halten kann.

Etwa 10 Minuten später wird die Plazenta geboren. Als Anna erfährt, dass sie ein wenig gerissen ist und genäht werden soll, bekommt sie große Angst vor weiteren Schmerzen. Ich bleibe die ganze Zeit über bei ihr und versuche sie zu beruhigen. Während sie genäht wird, hält sie meine Hand und ich erkläre ihr die einzelnen Schritte der Ärztin.

Als das Baby wieder gebracht wird, hilft die Hebamme gleich beim Anlegen. Das Stillen klappt noch nicht so richtig. Anna macht das nervös. Außerdem scheint sie sehr erschöpft und müde zu sein. So wird das Neugeborene in ein kleines Bettchen gelegt und die frischgebackene Oma und ich verabschieden uns auf Annas Wunsch hin im Morgengrauen.

In dieser Nacht wurden nicht nur ein Baby und eine neue Familie geboren, sondern auch eine neue Doula! Als ich in den frühen Morgenstunden auf dem Heimweg bin, geht mir durch den Kopf: Ja, das ist es! Das ist schön! Das möchte ich noch oft erleben dürfen!