Eine Hausgeburt aus Sicht der Mutter

Lennard, 27. September 2005, 3:12 Uhr

Nachdem sich auch meine beiden ersten Kinder um eine Woche verspätet hatten war niemand verwundert, dass auch Lennard zum errechneten Geburtstermin (21.9.) noch immer selig in meinem Bauch war.

Nachdem ich mich am Samstagabend bei der 40iger Geburtstagsfeier von einer Freundin gut entspannt und amüsiert hatte, freute ich mich sehr als in der Nacht zum Sonntag die Wehen einsetzten. Ich trommelte am Vormittag in freudiger Erwartung alle zusammen – aber leider wurde noch nichts daraus. Wir haben gewartet, ein nettes Mittagessen gekocht und am Nachmittag sind alle wieder nach Hause gefahren. Den Montag habe ich mit viel Ungeduld, Spazierengehen mit Wolfgang, mit einem langen Gespräch mit meiner Hebamme und mit dem Backen eines Geburtstagskuchens verbracht. Am Abend kam meine Freundin und Doula Angela nochmals vorbei und wir haben dann gemeinsam den Birthchant „I´m opening up“ gesungen. Sie hat mich massiert, gehalten und ich war seit 36 Stunden erstmals wieder entspannt, lustig und guter Dinge.

Nach weiteren unruhigen Stunden – die ich im Sitzen und mit Wehen, die mich immer wieder aus dem Schlaf rissen, verbrachte – beschloss ich um Mitternacht das Schlafen aufzugeben. Ich weckte Wolfgang und wir übersiedelten ins Wohnzimmer. Er entfachte ein gemütliches Feuer im Kamin, verteile überall Kerzen und wir verbrachten noch eine schöne Zeit zu zweit. Nachdem die Wehen jetzt endlich in kürzer werdenden Abständen kamen, rief ich zuerst bei Angela und eine ¼ Stunde später dann auch bei meiner Hebamme an. Um ¾ 2 kam meine Doula freudig und auch aufgeregt. Sie und mein Mann kümmerten sich mit Massagen und „Äpfelschütteln“ liebevoll um mich. Ich verschwand immer wieder in meiner Bärenhöhle (das dunkle Vorzimmer) und brummte mich durch die Wehen. Mein Zeitgefühl verlor sich völlig – aber irgendwie hatte ich ein gutes Gefühl für das Eintreffen meiner Hebamme und öffnete ihr die Tür. Dann ging alles ganz schnell. Sie untersuchte mich im Schlafzimmer und meinte „das Baby wird bald kommen“. Ich war noch nicht wirklich davon überzeugt und wollte einfach wieder in meine Bärenhöhle zum Brummen. Gerade rechtzeitig konnte sie mich noch ins Wohnzimmer lockenStrohmaier(1) – da schrie ich plötzlich (völlig überrascht) „es kommt raus“ – ich setzte mich auf den Gebärhocker, freute mich, dass meine 14jährige Tochter Victoria auch zu uns kam, lehnte mich an Wolfgang an und ein, zwei Presswehen später schob sich Lennard aus mir raus. Er ließ sich Zeit mit dem Atmen, was in Anbetracht des stark verfärbten Fruchtwassers total gescheit war. Als er dann an meiner Brust lag, fühlte ich mich total überwältigt, euphorisch und glücklich und war sehr stolz auf die Leistung die Lennard und ich vollbracht hatten.

Kurz darauf kam auch noch unser Sohn Eric dazu und begrüßte seinen kleinen Bruder. Nachdem Wolfgang auch noch meine Mutter verständigt hatte und auch sie zu uns gestoßen war, verspeisten wir noch gemütlich den Geburtstagskuchen und feierten eine kleine Willkommensparty.

Ich habe es wirklich sehr genossen, diese wichtigen Momente der Geburt mit meinem Mann, meinen Kindern, meiner Freundin/Doula und der Hebamme zu teilen!